Kaum zu glauben, fast auf den Tag genau sind es nun schon 35 arbeitsreiche Jahre her, dass ich den Dienst in der Altenpflege angetreten habe. Als Krankenschwester mit ausreichend Berufserfahrung habe mich sehr bewusst für diesen Bereich der Pflege entschieden.
Der sozialpflegerische Arbeitsstil war es, der mir erstrebenswert erschien. Anders als in der Krankenpflege setzt man sich intensiv mit den Menschen auseinander, in der Weise, dass man als Pflegekraft sehr genau weiß, wen man vor sich hat. Somit gelingt die individuelle Herangehensweise, die wir uns als Gesellschaft für unsere alten Menschen wünschen.
Das Sterben der Menschen und deren Begleitung bis zum letzten Atemzug ist ein wesentlicher Bestandteil der Arbeit. Der Einstieg in die Altenpflege, die sich nun doch so viel anders gestaltet, als die Pflege im Krankenhaus, eben sehr viel persönlicher, auch würdevoller, wurde möglich, durch die zwischenzeitliche Tätigkeit im häuslichen Bereich. Es gab zu lernen, dass man als Pflegekraft Gast war, der zwar freundlich empfangen wurde, der allerdings auch die Privatsphäre zu respektieren hat. Es war eine gute Schule.
21.07.2021
Kaum zu glauben, aber wahr. Es gibt in unserer aufgeschlossenen kommunikativen Gesellschaft tatsächlich Themen, die um keinen Preis angesprochen werden. Unser Sterben gehört dazu.
Natürlich ist es gut nachvollziehbar. Wer spricht schon gern über das Ende des Lebens, sei es nun das lieber Mitmenschen oder gar das eigene. Es geht darum, dass wir diese schöne Welt, mit allem, was uns lieb geworden ist, loslassen müssen. Das fällt schwer genug. Nicht umsonst werden todbringende Diagnosen als Horrorszenarien empfunden.
Nicht einmal die sehr alten Menschen wollen wir gehen lassen, wir haben uns sehr an ihre Anwesenheit gewöhnt. Das ist wirklich schade, denn mit dieser Einstellung machen wir es ihnen schwer.
Wem es allerdings gelingt, mit der Tatsache, dass wir sterben müssen, einen guten Umgang zu pflegen, dem wird auch das Leben gelingen. Versprochen.