Bücher sind für Kinder eine wichtige, wenn nicht die wichtigste Quelle der Unterhaltung und Bildung. Sie ermöglichen es, kleinen Lesern (oder den großen Vorlesern), sich in andere Welten und Abenteuer zu begeben und neue Dinge zu entdecken. Die Förderung des Verstehens von Geschichten ist ein wichtiger Faktor für die erfolgreiche Sozialisierung eines Kindes. Das Kind kann durch Geschichten lernen, wie man sich in der Gesellschaft bewegt, wie man Probleme löst und welches Verhalten akzeptabel ist und welches nicht.
Kinderbuchillustration: Bilder, die die Fantasie anregen
Damit ein Kinderbuch seine Wirkung entfalten kann, müssen Illustrationen so gestaltet sein, dass ein Kind sich in die Welt, die der Autor geschaffen hat, einfühlen kann. Bilder in Kinderbüchern sind meist abstrahiert, damit das Kind seine Fantasie mit einfließen lassen kann. Im Gegensatz zu einer Fotografie erledigt eine Illustration diese Abstraktion beinahe von selbst. Fragt man ein Kind, wie ein bestimmtes Monster in einem Kinderbuch ausgesehen hat, kann es dazu meist sehr detaillierte Angaben machen, selbst wenn die Illustration nur gelbe Augen auf schwarzem Hintergrund gezeigt hat. Kinderbuchillustration soll die Fantasie anregen, mit der das Kind alles im Bild Fehlende ergänzen kann.
Das Kinderbuchdesign im Gegensatz zu Kinderbuchbildern
Die Illustration in einem Kinderbuch bezieht sich auf die Zeichnungen und Bilder, die innerhalb des Buches verwendet werden, um die Geschichte zu erzählen und die Charaktere darzustellen. Sie sind ein wichtiger Bestandteil des Gesamterlebnisses eines Kinderbuches und tragen dazu bei, Schlüsselsituationen der Geschichte zu visualisieren, damit sich beim Weiterlesen automatisch weitere Bilder im Kopf des Kindes manifestieren.
Das Kinderbuchdesign bezieht sich hingegen auf die Gesamterscheinung des Buches, einschließlich des Covers (obwohl dies meist auch eine Illustration oder eine Collage aus Illustrationen ist), des Layouts und der Typografie. Das Kinderbuchdesign umfasst die Entscheidungen, die bezüglich der Gestaltung des Buches getroffen werden, um es ansprechend und anziehend für Kinder zu machen. Zum Beispiel würde man für ein Buch, das in der Zukunft spielt, eher futuristische Farben wie schwarz oder grelles Pink oder grelles Orange wählen. Dazu würde man ein aufgeräumtes, technisches Design wählen, damit schon die Aufmachung des Buches einen Hinweis darauf gibt, um was es in dem Buch geht. Im Gegensatz dazu darf ein Buch über eine Prinzessin und einen Drachen in warmen Pastelltönen gestaltet sein, mit weichem, mattem oder porösem Papier, das sich fast schon etwas alt anfühlt.
Das Kinderbuchdesign führt alle Elemente der Illustration, der Farben, der Typografie und des Layouts zu einem stimmigen Produkt zusammen.
Ein Kinderbuch selbst illustrieren – wie geht es und was brauche ich dafür?
Um Bilder für Kinderbücher zu erstellen, gibt es verschiedene Herangehensweisen. Dabei spricht überhaupt nichts dagegen, zu versuchen, die Illustration des Kinderbuches selber zu machen. Kinder sind generell ein sehr nachsichtiges Publikum, das sehr wenig braucht, um in Gedanken eine pompöse Geschichte ablaufen zu lassen. Wichtig ist in erster Linie, dass es etwas zu entdecken gibt und dass Kinder von den Zeichnungen idealerweise weder über- noch unterfordert werden. Überfordern ein Buch und die dazugehörigen Illustrationen ein Kind, wird es frustriert und dadurch „hibbelig“ und unausgeglichen. Unterfordert die Geschichte das Kind, wird es sich eigene Gedanken machen, Dinge hinzuerfinden oder einschlafen (was auch manchmal ein gewollter Nebeneffekt sein kann). Kinder wollen sehr oft dieselbe Gutenachtgeschichte hören, da sie von dieser Geschichte auf ein Terrain geführt werden, auf dem sie sich auskennen, in dem sie Dinge benennen können und in dem es keine Überraschungen gibt. Deshalb lieben Kinder auch Wiederholungen in „ihren“ Geschichten.
Illustrationen können so gestaltet sein, dass Kinder beim ersten Lesen eine Reihe von Erfolgserlebnissen mit den Zeichnungen haben können. Wenn sie zum Beispiel, wie auf einem Wimmelbild, die Quietsche-Ente erblicken, nach der unser Protagonist so verzweifelt sucht. „Ja, wie ist die denn dort hingekommen?“ Die Antwort folgt auf den nächsten Seiten. Die Fantasie führt das Kind an den geistigen Ort zurück, an dem es selbst einmal nach etwas gesucht hat, und führt dem Kind vor Augen, dass sein Zimmer nicht so aussehen sollte wie auf dem Wimmelbild, wenn es seine wichtigen Sachen wiederfinden will. Sobald das Kind die Ente entdeckt hat, wird es mit dem Finger auf die Ente zeigen und als Elternteil ist man dann natürlich überrascht, denn man hätte selbst diese Ente „im Leben nie gefunden“!
So schaffen Illustrationen nicht nur fantastische Anregungen, sondern sorgen auch für Interaktion.
Vorteile der Eigenillustration
Es gibt eine Reihe von positiven Faktoren, die zum Tragen kommen, wenn sich ein Autor entscheidet, seine Illustrationen selbst herzustellen. Sollten die Illustrationen in das Portfolio des Verlages passen, könnte das Kinderbuchprojekt für den Verlag sogar attraktiver werden.
- Genaue Verwirklichung der persönlichen Vision des Autors.
- Teilweise Kostenersparnis für den Verlag.
- Volle Kontrolle über den künstlerischen Prozess.
- Verbesserung der eigenen künstlerischen Fähigkeiten und die Möglichkeit, etwas Neues auszuprobieren.
Voraussetzungen für den Druck
Wichtig ist hierbei zu erwähnen, dass die Herstellung der Illustrationen nur ein Teil der Aufgabe ist. Der Illustrator muss sich auch mit verschiedenen technischen Aspekten des Drucks auskennen, damit seine Werke, die durch klassische Handarbeit auf Papier oder digital mit einer Zeichen- oder Bildbearbeitungssoftware entstehen, auch später für den Druck geeignet sind. Illustrationen werden normalerweise in einer Auflösung von 300 dpi (dots per inch) gedruckt sowie im Farbraum CMYK. Legt man zum Beispiel sein Photoshopdokument schon am Anfang falsch an, kann dies später für sehr viel Frust sorgen. Zusätzlich zum Erlernen der gestalterischen Fähigkeiten ist also ein technisches Wissen gefragt, das man nicht außer Acht lassen darf.
Dies ist direkt mit dem nächsten Thema verbunden. Die meisten Illustrationen werden heutzutage nicht mehr klassisch mit Mal-Medien auf Papier verwirklicht, sondern mithilfe digitaler Methoden. Viele Künstler steigen auf digitales Arbeiten um, da die Vorteile immens sind. Zu diesen gehören unter anderem das Arbeiten in Layern, das Rückgängigmachen von Fehlern und eine große Anzahl von Effekten, Hilfsmitteln und Tutorials.
Geräte, Software und Apps zum Kinderbuch Illustrieren
Für die Illustration eines Kinderbuchs gibt es auch eine Vielzahl von Programmen und Software-Lösungen, die man nutzen kann. Hierbei gibt es sowohl kostenlose als auch kostenpflichtige Optionen. Software ist allerdings nur der erste Teil des „Problems“. Deshalb behandeln wir zunächst den etwas schwerer zugänglichen Faktor: die Hardware.
Hardware für die digitale Illustration
Was man auf jeden Fall braucht, um digital zu illustrieren, ist ein Stift-Tablett (Pen-Tablet). Der Marktführer Wacom bietet hier Modelle verschiedenster Preisstufen an. Vom kostengünstigen „Bamboo“ bis zum berührungssensitiven Monitor „Cintiq“ für mehrere tausend Euro.
Bei einem Stift Tablet, wird auf einer flachen Unterlage eine Projektion auf einem Bereich auf dem Monitor des Illustrators hergestellt, die dann mit einem Stift editierbar wird. Dies bedeutet, dass eine Fläche auf dem Stift Tablet genau der Fläche auf einem Monitor entspricht. Dadurch „springt“ der Cursor auf dem Monitor an die Stelle, die der Position des Stifts auf dem Tablet entspricht, wenn man den Stift hochhebt und an eine andere Stelle bewegt, ähnlich wie es bei einem Stift auf Papier der Fall wäre. Mit einer Maus wäre dies nicht möglich.
Dies benötigt etwas Übung und etwas Einrichtungszeit, da die Hand-Augen-Koordination des Künstlers umgestellt werden muss und eine komfortable Projektionsfläche gefunden werden muss, die den Monitor auf dem stiftkontrollierten Tablet repräsentiert. Wacom Grafik Tablets können einfach auf Amazon gefunden werden.
Für den Anfang sind Grafik Tablets im DinA5- oder ein DinA4-Format zu empfehlen. DinA3-Formate sind meist für einen Anfänger zu groß, da ausschweifende Zeichenbewegungen erst mit fortschreitender Übung des Künstlers einhergehen.
Kostenlose Software und Apps zum Kinderbuch Illustrieren
Zu den bekanntesten kostenlosen Programmen zählen zum Beispiel „GIMP“ oder „Krita“. Diese sind zwar nicht so leistungsfähig, wie manche kostenpflichtigen Alternativen, bieten aber dennoch eine gute Möglichkeit, um sich erste Erfahrungen im Bereich der Kinderbuch-Illustration zu machen. Es gibt auch eine Reihe von Apps wie zum Beispiel Autodesk Sketchbook oder MediBang, die speziell für das Illustrieren entwickelt wurden. Diese bieten oft spezielle Werkzeuge und Vorlagen, die das Erstellen von Illustrationen für Kinder erleichtern.
Darauf gilt es zu achten: Um Illustrationen zu erstellen, sollten auf jeden Fall immer pixelbasierte Zeichenprogramme verwendet werden (300 dots per inch Auflösung beachten) und keine vektorbasierten Zeichenprogramme. Vektorbasierte Zeichenprogramme verwenden mathematische Formeln, um Formen darzustellen, während pixelbasierte Zeichenprogramme Bilder als Raster von Pixeln darstellen. Um eine dichte und farbenfrohe Illustration in einem vektorbasierten Zeichenprogramm zu erstellen, ist daher der Aufwand viel zu groß.
Generell eignen sich vektorbasierte Programme eher für Einsatzgebiete wie zum Beispiel Logo-Design, da diese oft in verschiedenen Größen darstellbar sein müssen. Da, wie gesagt, Vektorgrafiken auf Mathematik basieren, können diese unendlich groß skaliert werden. Bilder, die auf einem Pixelraster basieren, haben diesen Vorteil nicht und verlieren beim Skalieren an Schärfe. Deshalb ist es wichtig, gleich zu Anfang das Dokument, in dem die Illustration hergestellt wird, so anzulegen, dass das Bild eine ausreichend große Auflösung besitzt, z.B. in Photoshop eine DinA4-Vorlage mit 300dpi gewählt wird.
Kostenpflichtige Software
Zum Beispiel ist die Software „Procreate“ für das iPad Pro eine sehr kostengünstige und mächtige Applikation. Mit dem iPad Pro hat man zudem eine sehr komfortabel zu verwendende Stiftlösung, die sehr haptisch und fast nicht von wirklichem Zeichnen auf Papier zu unterscheiden ist. Ein Trick ist hier, eine Schutzfolie auf das iPad aufzubringen, die eine gewisse Reibung für den Apple Pen bietet (also keine absolut glatte Schutzfolie). Dies sorgt dafür, dass beim Zeichnen etwas mehr Widerstand entsteht, was das Zeichengefühl mehr an das Zeichnen mit einem wirklichen Bleistift annähert.
Weitere kostenpflichtige Software ist natürlich das obligatorische Photoshop, das nicht nur für digitale Malerei, sondern hauptsächlich zur digitalen Bildbearbeitung Verwendung findet. Adobe Creative Cloud bietet Photoshop für eine monatliche Gebühr zur Nutzung an.
Ein weiteres professionelles Mal- und Zeichenprogramm ist zum Beispiel Corel Painter, das auch zuverlässig klassische Malmethoden, wie zum Beispiel Wasserfarben, simulieren kann.
Illustrieren mit künstlicher Intelligenz
Seit etwa einem Jahr gibt es die Möglichkeit, Bilder mithilfe einer künstlichen Intelligenz zu erzeugen. Dabei werden Texteingaben in Bilder „verwandelt“.
Die Bildgenerierung mit künstlicher Intelligenz hat im Jahr 2022 Quantensprünge in der Bildqualität vollzogen. Für die Kinderbuchillustration eignet sich diese im Moment eher weniger, da eine KI im Moment (Stand Januar 2023) noch keine Bildfolgen erzeugen kann, in denen die Charaktere einer Geschichte in den Bildern wiederholt in anderen Posen dargestellt werden können. Das heißt, die KI „erinnert“ sich nicht daran, wie ein Charakter in einem vorher erzeugten Bild ausgesehen hat. Allerdings könnte man KI-Bilder für Hintergründe wie Landschaften verwenden und Charaktere ergänzen. Da die Entwicklung der KI mit exponentieller Geschwindigkeit vonstattengeht, ist es nur eine Frage der Zeit, bis die KI diese Fertigkeit entwickelt. Wie schnell sich die Qualität innerhalb der letzten Monate verbessert hat, zeigt Wikipedia in einem Beispielbild von einem „Avocado Stuhl“.
Wie viele Bilder braucht ein Kinderbuch?
Die Anzahl von Illustrationen müssen genau geplant werden. Schließlich reden wir nicht von einem Comic-Buch, sondern von einer Geschichte, die größtenteils im Kopf des Kindes stattfinden soll. Bei einem Comic Buch, wird die Geschichte meist schon während der Konzeptionsphase so geschrieben, dass diese auf den vorgegebenen Seiten darstellbar ist. Bei einem Kinderbuch werden diese Überlegungen meist vorher nicht in die Planungsphase miteinbezogen. Deshalb muss genau ausgewählt werden, welche Passagen des Kinderbuches visualisiert werden sollen. Idealerweise wird eine Illustration erzeugt, die mehrere Passagen der Geschichte abdeckt. Dies kommt zum Beispiel auch zum Tragen, soll eine Kurzgeschichte illustriert werden. Normalerweise visualisiert man Kernelemente einer Geschichte zuerst, z.B. Wendepunkte oder Szenen, in denen viel passiert, sowie emotionale oder lehrreiche Momente, damit dieser Moment im Buch besser im Gedächtnis bleibt.
Ein Kinderbuch Verlag kann dabei helfen, diese Entscheidungen zu treffen. Je nachdem, welche mögliche Auflage ein Verlag einem Kinderbuch zutraut, kann mehr oder weniger Geld für Illustrationen bereitstehen. Wird ein Kinderbuch von einem Autor veröffentlicht, der noch keinen Bekanntheitsgrad besitzt, traut der Verlag diesem natürlich auch keine so hohe Auflage zu. Dadurch steigt das Risiko, wenn viel Geld in Illustrationen investiert wird. Illustrationen sind normalerweise eine relativ teure Angelegenheit, da diese, wenn sie gut gemacht sind, einen sehr großen Teil der Attraktivität des fertigen Buches ausmachen.
Ein Kinderbuch von einem Illustrator illustrieren lassen
Generell kümmert sich der Verlag, bei dem das Kinderbuch verlegt wird, um die passenden Illustrationen für das Projekt. Normalerweise ist es keine besonders gute Idee, im Vorfeld Illustrationen einzukaufen und diese aus eigener Tasche zu bezahlen. Wenn der Verlag, bei dem das Kinderbuch herausgebracht werden soll, die Geschichte nicht mag oder große Änderungen an der Geschichte vornehmen will, werden damit auch die Illustrationen obsolet. Künstler sind nicht billig und viele verlangen Tagessätze von mehreren hundert Euro.
Über einen Kinderbuch-Verlag
Wenn eine Geschichte vom Verlag akzeptiert wurde, ist es normalerweise die Aufgabe des Verlages, einen Künstler zu finden, der das Buch illustriert. Das Buch muss nicht nur thematisch, sondern auch optisch in das Verlagsprogramm passen, ähnlich wie zum Beispiel große Marken wie Disney oder Pixar immer einen spezifischen Stil bedienen. Der Illustrator muss sich an die Vorgaben des Verlages halten, wie zum Beispiel das Format, die Seitenanzahl, die Mal- bzw. Drucktechnik, die sich der Verlag für die Geschichte überlegt hat. Wenn der Verlag dem Autor vertraut, oder bereits eine Zusammenarbeit stattgefunden hat, kann der Verlag auch den Autoren mit in den Illustrationsprozess einbeziehen und ihm ein Mitspracherecht zugestehen. Dies kann besonders dann ein sehr gutes Ergebnis bringen, wenn sich der Autor und der Illustrator gegenseitig beeinflussen. So kann es vorkommen, dass der Autor, inspiriert vom Illustrator, Handlungsstränge der Geschichte nochmals anpasst oder verändert.
Eigenständig einen Kinderbuchzeichner suchen
Sollte der Kinderbuchautor das Risiko, im Vorfeld Illustrationen erstellen zu lassen, jedoch eingehen wollen oder das Buch selbst verlegen wollen, findet er meist eine große Community von vielen verschiedenen Künstlern unter www.artstation.com oder www.deviantart.com. Diese Communitys sind größtenteils englischsprachig und international.
Durch eine Googlesuche findet man auch sehr schnell freischaffende Künstler wie zum Beispiel fantasy-illustration.de. Professionelle freischaffende Künstler können sich auch auf bestimmte Stile einrichten und diese nachahmen, damit die Illustrationen zum Beispiel in ein Verlagsprogramm passen.
Kosten der Kinderbuchillustration
Der Kinderbuchautor sollte sich nicht scheuen, einen Illustrator zu kontaktieren und nach dessen Konditionen zu fragen. Für eine Kosteneinschätzung reicht meist schon ein kleiner Abschnitt des Buches sowie ein Beispiel von einer Illustration wie der Autor sich das Ergebnis vorstellt. Auch sollte man sich vom Illustrator beraten lassen, wie viele Zeichnungen für die Geschichte notwendig sind.
Der Preis der Bilder richtet sich nicht nur nach den investierten Stunden für die tatsächliche Arbeit, die der Künstler mit der Arbeit an den Bildern verbringt, sondern auch an eventuellen Nachforschungen, die der Künstler für die Zeichnungen anstellen muss. Stundensätze richten sich meist danach, wie berühmt oder ausgelastet der Künstler im Moment ist. Preise liegen bei ca. 250-1000 € am Tag. Viele Künstler geben auch Preise pro Bild an, je nachdem welcher Detailgrad oder welche Farbigkeit für die Bilder erreicht werden soll. Generell kann man sagen, dass Bilder teurer werden, je realistischer die Zeichnungen, die Farben oder die Beleuchtung sein müssen.
Die Arbeit mit einem Kinderbuchillustrator
Der Illustrator wird meistens erst eine grobe Skizze für die Bilder anfertigen, bevor er diese ausgestaltet. In den frühen Stadien der Gestaltung kann der Autor Änderungen anbringen. Als grobe Richtlinie in der Zusammenarbeit mit einem Illustrator sollte man sich folgenden Satz merken: „Man kann sich nicht die Arbeit aussuchen, die ein Künstler für Sie macht. Man kann sich nur den Künstler aussuchen.“ Dies bedeutet, dass, sobald man sich für einen Künstler entschieden hat, auch ein gewisses Maß an Vertrauen an den Tag legen muss. Sollte der Autor versuchen, zu viele Aspekte der entstehenden Illustrationen kontrollieren zu wollen, kann dies schnell sehr teuer und frustrierend werden. Ein Künstler wird selten genau das Bild, dass der Autor sich vorstellt, produzieren können. Er kann nur interpretieren und es mit seiner eigenen Vision der Geschichte umsetzen. Übt der Autor zu großen Druck aus oder schreibt dem Künstler im schlimmsten Falle verschiedene Stile für jedes Bild vor, wird der Autor am Ende mit einem Flickenteppich aus unzusammenhängenden Bildern dastehen. Das Wichtigste an einer illustrierten Bilderfolge ist in erster Linie, dass sich ein stimmiges Gesamtbild ergibt. Ob die Bilder am Ende genau so aussehen, wie der Kinderbuchautor sich diese vorgestellt hat, muss eher eine untergeordnete Rolle spielen.
Der Autor als Illustrator oder wie man Kinder-Illustration erlernt
Zeichnen und damit Kunst ist nicht einfach nur ein Beruf, sondern eine Berufung. Mit täglicher Übung kommt man jedoch schon in ein paar Monaten weiter als man zunächst annehmen mag, vorausgesetzt man bringt ein gewisses Maß an ästhetischem Verständnis und einen langen Atem mit. Der beste Tipp, den man am Anfang bekommen kann, wenn man beginnt, seine Reise zum Illustrator anzugehen ist: Niemals ohne Referenz zeichnen. Denn Zeichnen lernen heißt neu sehen zu lernen.
Anleitung für eine Kinderbuchillustration
Um selbst Kinderbuchillustrationen anzufertigen, kann diese grobe Vorgehensweise befolgt werden:
1. Planung der Zielgruppe und Technik
Zuerst sollte man überlegen, welche Art von Illustrationen angefertigt werden und welche Technik dafür verwendet werden soll (z.B. Zeichenstifte, Wasserfarben, digital). Dies kommt sehr auf die Zielgruppe an. Ein Kinderbuch für Kinder zwischen 3 oder 4 Jahren muss anders aussehen als Bilder für eine Zielgruppe von 7-10 Jahren. Es ist sehr anzuraten, diesen Schritt auf keinen Fall stiefmütterlich zu behandeln, da dieser Schritt die Grundlage für alle hergestellten Bilder bildet. Legt man hier unpassende Parameter fest, könnte das ganze Projekt scheitern.
2. Bild-Text-Verhältnis
Um eine gute Abdeckung im Bild-Text Verhältnis zu finden, ist es danach notwendig, die Textstellen zu isolieren, die illustriert werden sollen. Dies dient zur Beantwortung der folgenden Fragen:
- Erreiche ich damit eine homogene Abdeckung des Textes, oder gibt es z.B. sehr viele Bilder für die Exposition der Geschichte, weniger im Mittelteil und noch weniger für den Schluss?
- Wie viele Bilder müssen hergestellt werden und liegt diese Menge im Budget?
- Werden die Schlüsselszenen der Geschichte abgedeckt?
- Wird das Happy End gut dargestellt? Das Ende einer Geschichte ist immer das wichtigste. Selbst wenn im Verlauf der Geschichte weniger Bilder zu sehen waren, sollte am Ende immer der „Triumph der Helden“ oder ein anderes Happy End visualisiert werden. Ist das Ende zufriedenstellend, verzeiht der Leser meistens alle Fehler und/oder Ungenauigkeiten der Geschichte.
3. Skizzierung
Zu jedem Bild sollte eine schnelle Skizze angefertigt werden, um festzustellen, wie hoch der Aufwand für jedes der Bilder sein wird und ob sich eventuell Bilder überschneiden oder Handlungen doppelt dargestellt werden. Szenen auf den Bildern können leicht vom Text abweichen, wenn sich dadurch zum Beispiel die Möglichkeit ergibt, Nebencharaktere darzustellen oder den Hauptcharakteren mehr Tiefe zu geben. Bei der Skizzierung der Bilder sollte schon ungefähr mitbedacht werden, ob das Bild auf der rechten oder linken Buchseite erscheinen wird und wie das Layout des Textes ungefähr aussehen wird. Da Kinderbücher oft nicht besonders textlastig sind und Illustrationen möglichst großformatig gedruckt werden sollen, ist es oft auch nötig, Platz für den Text direkt in den Illustrationen unterzubringen.
4. Charakterentwicklung und -zeichnung
Um eine visuelle Konsistenz für die handelnden Charaktere festzulegen, sollten die Charaktere vor der Herstellung der tatsächlichen Illustrationen gezeichnet werden, möglichst aus verschiedenen Blickwinkeln. Dies stellt sicher, dass bei der Herstellung der tatsächlichen Illustrationen schon eine gewisse Übung besteht und die Charaktere immer wiedererkennbar sind. Falls die Charaktere in der Geschichte bestimmte Aktivitäten durchführen sollen, muss ein passendes Charakterdesign gefunden werden, dass die Charaktere auch visuell befähigt, in der betreffenden Aktion dargestellt zu werden. Zum Beispiel wäre es fatal, eine übergewichtige Fee zu entwickeln, die im Verlauf der Geschichte eine Leiter hinaufklettern muss und das Charakterdesign diese Aktion kaum visuell zulässt, weil die Arme und Beine viel zu kurz geraten sind.
Für das Charakterdesign gibt es einige Tricks, die man anwenden kann, um den Charakter der Figuren bereits visuell darzustellen, noch bevor diese das erste Wort gesprochen haben. Hierzu gibt es sehr viele gute Tutorials auf Youtube unter dem Suchbegriff „Character Design“ oder „Character Shapes“. Die Theorie ist hier, dass zum Beispiel ein freundlicher Charakter aus runden „wohlwollenden“ geometrischen Grundkörpern zusammengebaut wird und unfreundliche Charaktere aus „harten“, kantigen Formen wie zum Beispiel Dreiecken.
5. Hintergrundbilder entwerfen und alles harmonisch zusammenführen
Wenn das Charakterdesign fertig ist, werden die Hintergründe passend zu den Charakteren entworfen. So fügt sich alles in ein harmonisches Gesamtbild zusammen. Beim Erstellen der Illustrationen ist es wichtig, darauf zu achten, dass der Blick des Lesers geführt wird und dass es auf den Bildern wirklich etwas zu entdecken gibt. Idealerweise ergibt sich bei jedem Bild Interaktionsmöglichkeiten zwischen dem Kind und dem vorlesenden Elternteil. Blicke lassen sich sehr gut durch hell/dunkel-Unterschiede steuern, da Menschen dazu neigen, erst auf die hellen Teile eines Bildes zu schauen und den Blick danach wandern zu lassen. Sollte der Autor die Illustrationen selbst herstellen, ist anzuraten, dass die Bilder nicht in chronologischer Reihenfolge erstellt werden, da die Zeichentechnik sich wahrscheinlich während der Arbeitsprozesse immer weiter verbessern wird. Erstellt man die Zeichnungen „durcheinander“, halten sich die Unterschiede in der Qualität der Bilder besser in Grenzen. Würde man die Bilder chronologisch herstellen, ergäbe sich ein zu starker Kontrast in der Qualität vom ersten und letzten Bild und man müsste die Bilder vom Anfang des Buches komplett überholen.
6. Coverbild und letztes Bild im Kinderbuch
Das letzte Bild der Geschichte sowie das Bild, welches auf das Cover gebracht wird, verdient die doppelte bis vierfache Aufmerksamkeit (Arbeitszeit) als die restlichen Bilder, um sowohl einen würdigen Abschluss für die Geschichte zu bieten, als auch das Coverbild einen Marketing-Aspekt erfüllen muss.
Kurse, Ausbildung und Weiterbildung zur Kinderbuchillustration
Kinderbuchillustration ist eine Kunst, die viel Kreativität und Geschick erfordert. Wer sich für diesen Bereich interessiert, aber noch nicht über ausreichende Kenntnisse und Fähigkeiten verfügt, kann in Kurse und Weiterbildungen investieren, um selbst illustrieren zu lernen.
Es gibt zum Beispiel spezielle Zeichenkurse für Kinderbuch-Illustrationen, die man online oder vor Ort besuchen kann. Diese Kurse sind oft auf Anfänger ausgerichtet und vermitteln die Grundlagen der Kinderbuch-Illustration. Man kann sich dabei auch auf spezielle Themen wie zum Beispiel die Gestaltung von Figuren (Charakterdesign) oder Landschaften fokussieren.
Bei Angeboten in diesem Bereich ist es leider noch so, dass im Internet sehr viel mehr Onlinekurse auf Englisch als auf Deutsch angeboten werden. Bei dem Unterfangen, einen Onlinekurs für die Kinderbuchillustration zu belegen, wäre es also sehr von Vorteil, die englische Sprache zu beherrschen oder zumindest wichtige Schlüsselwörter, um dem Kurs folgen zu können.
Gute Kurse zur Kinderbuchillustration gibt es z.B.:
- beim London Art College
- oder als Workshops bei Tinyworkshops
Es gibt auch Ausbildungen zum Kinderbuchzeichner, die eine umfassendere und tiefer gehende Wissensvermittlung bieten. Diese können an Kunstschulen oder Hochschulen absolviert werden und lehren neben künstlerischen Fähigkeiten auch Kenntnisse im Bereich des Kinderbuch-Designs und der Gestaltung von Bilderbüchern.
Wer sich für eine Weiterbildung zur Kinderbuchillustration entscheidet, sollte sich gut über die verschiedenen Angebote informieren und herausfinden, welches für die eigenen Bedürfnisse und Ziele am besten geeignet ist. Auch die Dauer und Kosten der Kurse können variieren und sollten bei der Entscheidung berücksichtigt werden.
Fazit
Sich mit Kunst und Illustration zu beschäftigen ist niemals Zeitverschwendung. Kunst öffnet das Verständnis für seine Umwelt und bietet im Bereich der Kinderbuchillustration auch einen Zugang zu längst verloren geglaubten Erinnerungen und Gefühlen. Illustrieren zu lernen oder mit einem Zeichner zu kommunizieren und Werke für die eigene Geschichte entstehen zu sehen ist eine Freude, die sich mit Geld nicht aufwiegen lässt. Die menschliche Zivilisation ist auf Geschichten aufgebaut und jeder, der auch nur den bescheidensten Teil dazu beiträgt und die Anstrengung auf sich nimmt, eine erhebende Geschichte zu erzählen, hat höchsten Respekt verdient.
Weiterführende Tipps für Kinderbuchautoren: