Jeder, der ein Buch veröffentlichen möchte, fertigt zunächst ein Manuskript, meist für einen Verlag, an. Doch was genau ist das, welchen Inhalt sollte es haben und wie sollte dieser aufgebaut sein? Gute und schlechte Beispiele eines Manuskripts sowie die verschiedenen Techniken und worauf Verlage achten, gibt es in diesem Artikel.
Die Bedeutung des Wortes „Manuskript“
Das Wort „Manuskript“ leitet sich von dem Lateinischen Wort „manus“ (Hand) und „scribere“ (schreiben) ab. Dies war in Zeiten aktuell, als Bücher noch mit Federkiel oder Füllfederhalter geschrieben oder kopiert wurden. Mit der Erfindung des Buchdrucks und der Schreibmaschine hatte dies dann ein Ende, obwohl man natürlich argumentieren kann, dass (fast) jedes Buch heutzutage immer noch mit der Hand geschrieben wird, bis sich die „von künstlicher Intelligenz gestützte Spracherkennung“ durchgesetzt hat. Lediglich das Medium hat sich geändert und anstatt kunstvoll geschwungener Buchstaben, die kein Mensch lesen kann, auf Papyrus zu malen, drücken wir nun auf mit Neonlicht beleuchtete Tasten vor unseren Computern.
Was ist ein Manuskript und wie unterscheidet es sich vom Exposé oder Treatment?
Im Gegensatz zu einem „Treatment“ oder einem „Exposé“, welches nur die grobe „Outline“ einer Geschichte darstellt, ist ein Manuskript, sobald es fertig gestellt wurde, eigentlich schon eine abgeschlossene Geschichte die druckbar wäre. Jedoch wird ein Manuskript, die „erste rohe Version“ eines Buches, niemals einfach so gedruckt. Über Mozart gibt es die Legende, er hätte nur Stücke niedergeschrieben, die er schon fertig im Kopf hatte. Das heißt, sein erstes „Manuskript“ entsprach am Ende der fertigen Partitur. Ob diese Legende wahr ist oder nicht, die Werke von „Normalsterblichen“ gehen immer durch einen Prozess der Anpassung, nachdem das erste Manuskript abgeschlossen ist. Die Anpassung erfolgt hier an der Darstellung des Textes, sowie auch im Inhalt des Manuskripts.
Das Lektorat, die Inhaltliche Anpassung
Das Manuskript wird normalerweise einem Verlag zur Verfügung gestellt, der dieses dann lektorier. Beim Verfassen eines Manuskriptes ist der Autor normalerweise so vertieft in die Geschichte oder im Falle eines Ratgeber-Manuskriptes in den logischen Aufbau seines Werkes, dass er „betriebsblind“ wird und Fehler oder schlechte Formulierungen in seinem eigenen Werk nicht mehr erkennen oder beurteilen kann. Dies macht ein Lektorat eines Manuskripts unverzichtbar und ist meistens auch immer ein sehr kritischer Punkt zwischen Verlag und Autor, wenn ein Weg gefunden werden muss, die Unzulänglichkeiten des Manuskripts auszumerzen und dabei die künstlerische Vision zu erhalten. Bei einem Lektorat wird also nicht nur die Rechtschreibung und die Grammatik geprüft, sondern es werden auch in großem Stil die Inhalte auf den Prüfstand gestellt. Je akribischer das Manuskript geschrieben und strukturiert wurde, desto mehr wird man von seinem Lektor gemocht werden.
Wie ist ein Manuskript aufgebaut?
Da kein Manuskript ist wie das andere, muss zwischen dem Inhalt des Manuskripts und der Formatierung des Textes unterschieden werden.
Der Inhalt eines Manuskripts
Da jedes Werk anders gestaltet ist, gibt es auch keine festgeschriebenen Regeln darüber, wie es inhaltlich zu verfassen ist. Man kann die Struktur eines Stephen -King -Romans schlecht mit dem Aufbau einer Bachelorarbeit vergleichen. In jedem Genre gibt es inhaltlich eigene Regeln, die eingehalten werden sollten, damit der Leser nicht enttäuscht ist. Würden wir einen Stephen -King -Roman lesen und uns würde nicht das Gefühl von drohendem Unheil überkommen, wären wir genauso enttäuscht, wie wenn wir eine Doktorarbeit lesen, die auf wackeligen wissenschaftlichen Grundlagen steht, schlecht recherchiert oder ein strukturelles Desaster ist. Natürlich gibt es inhaltlich-strukturelle Regeln, an die man sich halten kann (und sollte) wie zum Beispiel die Akt-Form beim Schreiben eines Drehbuches. Jedoch ist es auch möglich, dass ein versierter Autor diese Regeln durchbrechen kann und z.B. (wie bei dem Film Starship Troopers) fünf Akte, anstatt drei in einem Film unterbringt.
Manuskript Beispiel zum Textformat
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Im Gegensatz dazu gibt es formale Regeln der Textdarstellung, über die sich nicht diskutieren lässt und die eingehalten werden müssen. Ein Verlag wird immer darauf bestehen, dass ein Text so dargestellt wird, dass es zum „Branding“ des jeweiligen Verlages passt. Dies ist nicht nur aus ästhetischen Gesichtspunkten wichtig, sondern erfüllt auch oft sehr praktische Funktionen, die dem (Erst-) Autoren meist nicht ganz klar sind. Sind es bei einem Roman oft marginale Anpassungen des Textes mit Absätzen, Einrückungen oder Kursivsetzungen, Schriftsetzung für eine Taschenbuchversion etc., wächst sich die äußere Form, zum Beispiel in der Darstellung von Drehbüchern in einem Hollywood -Studiosystem, zu einem sehr rigiden System aus, aufgrund dessen ein Produzent es ablehnen wird, ein Drehbuch überhaupt in die Hand zu nehmen, wenn es nicht über die exakt richtige Formatierung verfügt.
Dies hat einen speziellen Grund: Jede Drehbuchseite ist durch die korrekte Formatierung so aufgebaut, dass jede Drehbuchseite exakt einer Minute im fertigen Film entsprechen muss. Ist diese Formatierung nicht gegeben, wird das Werk für einen potenziellen Produzenten unkalkulierbar und damit nutzlos.
Daher lohnt es sich für einen Autoren, sobald er ein Exposé oder ein Treatment geschrieben hat, an einen Verlag heranzutreten und herauszufinden, ob der Verlag Interesse an der Geschichte hat und, falls dies der Fall ist, die Geschichte direkt in der vom Verlag vorgegebenen Textformatierung zu schreiben. Die Schriftgröße, Abstände, Absätze und oft sogar die verwendete Schriftart können vorgegeben sein. Dafür gibt es sehr gute Programme, die bei der korrekten Formatierung helfen.
Das Schlimmste, was man daher tun kann, ist, ein Manuskript in einem 400-seitigen Word -Format auf DinA4 Seiten abzuliefern, wenn der Text für ein Taschenbuch gedacht ist. Der Verlag muss sehr viel Arbeit und Mühe in ein Manuskript investieren, um dies zu einem druckbaren Buch zu machen und ein Schriftsetzer ist nicht gerade günstig.
Wie sieht ein richtiges Buchmanuskript aus?
Auch wenn das kein (Erst-)Autor gerne hören möchte: Das wichtigste ist die Struktur. Eine Geschichte ohne Ziel dreht sich im Kreis, eine wissenschaftliche Abhandlung ohne festgelegte Argumentationsabfolge wirkt konfus. Um hier eine generelle Hilfestellung zu geben, unterscheidet man zwischen zwei Herangehensweisen: Dem „charakterbasierten Schreiben“ und dem „Plot-basierten Schreiben“.
Charakterbasiertes Schreiben
Dies ist eine Form, die oft von Romanautoren angewendet wird. Der Autor denkt sich einen interessanten Charakter und ein Problem für den Charakter aus und folgt diesem dann durch seine Geschichte. Diese Schreibform ist sehr organisch und kann sehr überraschende Wendungen provozieren. Allerdings kann sich ein unerfahrener Autor leicht darin verlieren und sich dazu hinreißen lassen, Seiten mit für die Geschichte irrelevanten Informationen zu füllen, die der Lektor später einfach aus dem Buch herauskürzen muss. Auch besteht bei dieser Schreibform die Gefahr, dass das Manuskript sehr beliebig und das Ende der Geschichte sehr enttäuschend ist, wenn sich der Autor nicht im Vorfeld ein solides Ende mit einem gewaltigen Knalleffekt überlegt hat. Auch beim charakterbasierten Schreiben sollte der Autor auf ein befriedigendes Ende zuschreiben oder sich zumindest während des Schreibens immer wieder die Frage stellen: „Wo führt das hin?“
Plot-basiertes Schreiben
Beim Plot-basierten Schreiben wird die Geschichte vorher in „Überschriften“ geplant. Das heißt, der Autor schreibt den kompletten Ablauf der Geschichte vorher in ein „Treatment“ und formuliert dann erst jedes Kapitel. Die Charaktere haben kein „Eigenleben“, sondern verhalten sich so, wie es der Verlauf der Geschichte von ihnen verlangt. Ein „Dies würde der Charakter so nie tun!“ gibt es also beim Plot-basierten Schreiben nicht. Hier müssen Mittel und Wege gefunden werden, die Motivation der Charaktere so abzubilden, dass deren Handeln glaubwürdig ist. Dies sorgt dafür, dass alle Aktionen jedes Charakters auf das Ende zeigen, dass sehr wenig geschrieben wird, was die Geschichte nicht voranbringt, und es gibt dem Autor ein hohes Maß an Sicherheit, da er immer genau weiß, was als nächstes kommt.
Die Gefahr am Plot-basierten Schreiben ist, dass die Geschichte sehr „formularhaft“ oder vorhersehbar werden kann, wenn nicht bei der Planung der Geschichte genug Fantasie eingesetzt wird, um Wendungen, Charakterentwicklung oder generell neuartige und spannende Ideen zu entwickeln. Diese Schreibform wird immer bei Drehbüchern angewendet, da eine Geschichte zu einem Film immer in einer vorgegebenen Zeit erzählt werden muss.
Papier ist geduldig, Zelluloid ungeduldig.
Auch die Arbeit an einer Doktorarbeit könnte man als Plot-basiertes Schreiben bezeichnen, da hierbei die Argumentationsfolge meistens bereits feststeht.
Techniken zur Manuskriptherstellung
Ob nun charakterbasiert oder Plot-basiert geschrieben wird, gibt es einige Techniken, die man anwenden kann, um schneller Fortschritte zu machen:
1. Brainstorming
Man schreibt unstrukturiert alles auf, was einem zur Geschichte einfällt. Dabei ist es nicht wichtig, dass die Sätze schön ausformuliert sind. Man schreibt auf, wie man sich Charaktere vorstellt, Orte und Stimmungen, die man vor seinem geistigen Auge sieht, wenn man sich die Geschichte vorstellt usw. Manchmal kann es sinnvoll sein, kleine Dialogfetzen zu schreiben von wichtigen „Schlüsselszenen“, um den Ton der einzelnen Charaktere nach und nach zu treffen. Beim Niederschreiben von „zufälligen Ideen“ merkt man auch sehr schnell, ob eine Idee funktioniert. Oft klingt die Idee gut, solange uns diese im Kopf herumgeistert, aufgeschrieben wirkt sie jedoch klischeehaft. Umgekehrt können Ideen, die man zunächst verwerfen will, weil sie zu „verrückt“ oder progressiv klingen, beim Aufschreiben sehr originell und witzig sein. In der Brainstorming Phase ist alles erlaubt und man modifiziert, erfindet, streicht und entwickelt.
2. Kontinuität
Hat man genug Ideen gesammelt, beginnt man, die Ideen zu strukturieren. Hat man bereits ein „unglaubliches Ende“ gefunden: Herzlichen Glückwunsch! Man kann nun daran arbeiten, dieses Ende logisch und wahr zu machen. Hat man noch kein gutes Ende, werden Lücken sehr schnell bei der Strukturierung offenbar. Oft springt man zwischen Brainstorming und Kontinuitätsarbeit hin und her, bis man sich sicher genug fühlt, um mit dem tatsächlichen Schreiben zu beginnen.
3. Den richtigen Startpunkt finden
Oft sind wir so beeindruckt von unseren literarischen Vorbildern, dass wir uns nicht trauen, loszulegen und den ersten Satz zu schreiben. Auf der anderen Seite legen wir manchmal zu früh los, obwohl wir ein Brainstorming gemacht haben und so gut wie keine logische Kontinuität für unsere Geschichte oder unsere Abhandlung niedergeschrieben haben. Hier ist es wichtig, seine eigenen Hemmungen zu analysieren oder den eigenen Tatendrang zu zügeln. Gar nicht zu handeln ist jedoch meist destruktiver als erst einmal kopflos ein paar Seiten zu schreiben und dann zu erkennen, dass man an das „Reißbrett“ zurückmuss. Zumindest erstellt man beim „kopflosen Schreiben“ eine gewisse „Diskussionsgrundlage“.
4. Recherchieren für das Manuskript
Wichtig ist, dass man immer weiß, worüber man schreibt. Auch wenn man einen Fantasy-Roman schreibt, bei dem es durch „Magie“ so gut wie keine Regeln gibt, muss die Welt, über die man schreibt, eine eigene logische Konsistenz haben. Der Leser möchte sich in der Geschichte, mit der er so viel Zeit verbringt, zuhause fühlen. Man verliert den Leser sofort, wenn ihm eine Handlung unlogisch vorkommt.
Google bietet unbegrenzte Möglichkeiten, um an Informationen zu kommen. Vielleicht muss man wissen, wie Bergarbeiter-Slang in den 30er Jahren gesprochen wurde? Vielleicht muss man alles über Bienen lernen, weil Ihr Detektiv-Charakter dieses Hobby hat? Je mehr Sie Ihre Geschichte mit konsistenten Informationen füllen, die (und dies ist absolut wichtig) zum Vorankommen der Geschichte notwendig sind, desto dichter und glaubwürdiger wird die Geschichte werden. Wäre es nicht wunderbar, wenn die Geschichte über den Bienenzüchter-Detektiv an einem sonnengetränkten Nachmittag auf einer Heide beginnt, wo unser Held sich um seine Tiere kümmert, und am Ende der Geschichte bringt ihn ein abstrahiertes Fakt über Bienen der Lösung des Falles näher?
5. Schreiben ist kein linearer Prozess
Oft muss man sich trauen, die ausgetretenen Pfade zu verlassen. Man muss erkennen, wo man sich verrannt hat, ob das Kapitel des Helden beim Abendessen mit der detaillierten Beschreibung des Menüs wirklich wichtig ist. Oft muss man sich dazu zwingen, das Ergebnis von drei oder vier Tagen einfach wegzuwerfen und neu zu beginnen, anstatt den Fehler zu machen, sich sein Ergebnis schönzureden oder die berühmte „Leiche zu schminken“. Wenn man gerade an einer bestimmten Stelle keine Fortschritte macht, kann man eine andere Stelle des Buches schreiben, die vielleicht weit in der Zukunft stattfindet, und damit neue Ansatzpunkte schaffen, um „darauf zuzuschreiben“. Man muss sich von dem Gedanken befreien, dass nur weil der Leser das Buch von Anfang bis Ende lesen wird, das Manuskript auch so geschrieben werden muss. Dies ist nicht der Fall!
Was wollen Verlage?
Wichtig ist nicht nur, dass man verstanden hat, worüber man schreibt und in welchem Genre. Wichtig ist auch, dass man sich darüber bewusst ist, für wen man schreibt… und damit ist nur in zweiter Linie der Leser gemeint. In erster Linie schreibt jeder Autor für einen Verlag und das Manuskript muss in das Programm dieses Verlages passen. Deshalb gibt es einige Vorbereitungen, die man treffen kann, um sich unnötige Ablehnungen zu ersparen.
1. Nachforschungen über das Programm der Verlage einholen
Stephen King wäre nicht veröffentlicht worden, hätte er seine Bücher immer nur zu Kinderbuchverlagen geschickt. So einfach ist das! Jeder Verlag besitzt eine Website, auf der man sich eingehend darüber informieren kann, nach welchem „Material“ der Verlag auf der Suche ist.
2. Die Bewerbung mit einem Exposé
Oft verlangen Verlage kein fertiges Manuskript. Oft ist dies auch explizit nicht gewünscht. Ein gutes Exposé kann man sich vorstellen wie eine Art Bewerbung bei einem Verlag. Dies ist eine etablierte Praxis, nicht nur für Erstautoren, sondern auch für bereits etablierte Autoren.
Normseiten oder Manuskript-Vorlagen
Als Autor wünscht man sich oft eine Buchmanuskriptvorlage für das Schreib-Tool, das eigentlich jeder Haushalt bereits besitzt: Word. Um mit dem Schreiben anzufangen, mag dies eine gute Übergangslösung sein, jedoch zeigt unser Artikel Die besten Autorensoftwares im Überblick (https://www.rediroma-verlag.de/ratgeber/die-besten-autorensoftwares-im-ueberblick) eine Menge mehr Optionen, die gerade Anfängern sehr entgegenkommen. Will man sich professionell mit dem Schreiben beschäftigen, sollte man bereits am Anfang so viel Standreibung wie möglich entfernen. Eine gute Autoren-Lösung, die zum geplanten Projekt passt, kann hier sehr gute Dienste leisten.
Für weitere Hinweise für die professionelle Durchführung einer Buchveröffentlichung geht es hier zum Ratgeber 20 Tipps für die erfolgreiche Buchveröffentlichung.
Um einen genauen Überblick darüber zu bekommen, welche Arbeitsabschnitte nötig sind, um ein Buch zu veröffentlichen, gibt es hier Infos zum Ablauf der Buchveröffentlichung.