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17 Gäste. Es ist vier Uhr morgens. Wie ich sehe, gibt es auch noch andere Leute, die wohl nicht schlafen können. Ich habe es versucht, aber es ist zu warm dafür.
Eine kurze Geschichte hänge ich noch mit dran.
Es ist nichts Besonderes, nur eine Idee, die ich zu Papier gebracht habe.
Die Drachenkriegergeschichte, das ist eher meins.
Was für ein Tag
Das Erste, was ihr auffällt, ist die Stille, als sie aufwacht. Auch hat sie den Eindruck, als ob sie aus einem langen Schlaf erwacht. Da ist noch etwas anderes, dass sie aber noch nicht zuordnen kann. Später, denkt sie, erst mal in das Bad, dann etwas essen und dann…? Alles der Reihe nach.
Während sie auf der Klobrille sitzt, versucht sie, sich an die letzten Stunden zu erinnern.
Sie hatte gespielt, so wie sie es jeden Abend tut. Skyrim hatte es ihr mal wieder angetan und so fing sie eine neue Sitzung an. Draußen ist es früh dunkel geworden. Etwas ungewöhnlich für diese Jahreszeit, sicher, aber sie schob es auf das Gewitter.
Über ihr war es laut, irgendein Nachbar feierte seinen Geburtstag. Doch dies störte sie nicht.
Dann blitzte und donnerte es draußen, und es goss wie aus Eimern. Auch das war nicht weiter tragisch, immerhin saß sie im Trockenem. Dass sie müde wurde, fand sie auch normal. Also ging sie in ihr Bett.
Und doch wird sie das Gefühl nicht los, dass sie irgendetwas verschlafen hat. Sie begibt sich in die Küche, um zu sehen, was der Kühlschrank noch so raus rückt.
Na ja, denkt sie, viel ist es nicht, da werde ich wohl Nachschub holen müssen. Missmutig zieht sie sich an und verlässt die Wohnung. Das Wetter sieht etwas seltsam aus und am liebsten wäre sie wieder umgekehrt. Nur eben schnell zu Lidl und dann wieder nach Hause.
Seltsam findet sie, dass es so ruhig ist. Keine Autos auf den Straßen. Es ist nicht so, dass keine fahren, es sind einfach keine da. Auch auf den Parkplätzen stehen keine Autos, und müssten nicht auch Menschen unterwegs sein?
Sie zuckt mit den Schultern und geht weiter. An der roten Ampel bleibt sie kurz stehen, denkt sich aber dann, wozu eigentlich, und geht bei Rot über die Kreuzung.
Erleichtert stellt sie fest, dass es wirklich Tag ist und Lidl offen hat. Doch es ist ein komisches Gefühl, als sie den Laden betritt. Auch hier sieht sie nicht einen Menschen.
Sie nimmt einen Einkaufswagen und sucht sich ihre Sachen zusammen. Als sie alles beisammen hat, geht sie zu der Kasse. Suchend sieht sie sich um, doch es kommt niemand. Was soll sie jetzt tun? Irgendwie ist ihr, als ob sich da nichts ändern wird.
Also beschließt sie, alles einzupacken und nach Hause zu gehen. Der Weg zurück ist auch unverändert, nur dass der Himmel irgendwie dunkel wird. Es sieht schon wieder nach Regen aus, geht ihr durch den Kopf und sie beeilt sich.
Kaum ist sie im Haus, da fängt es auch schon an. Sie ist froh, dass sie trocken in ihrer Wohnung ankommt. Noch schnell alles in den Schränken und in den Kühlschrank geräumt. Danach nimmt sie ihr Telefon und ruft eine Freundin an. Ungläubig starrt sie den Hörer an, als eine kalte Bandstimme von sich gibt: „Kein Anschluss unter dieser Nummer.“
Seltsam, denkt sie, da muss ich mich wohl verwählt haben. Also noch mal ihre Nummer gewählt.
Wieder diese Bandstimme. Sie ruft noch andere Leute an, doch es ist überall dasselbe.
Dies hängt vielleicht mit dem Wetter zusammen, denkt sie, auch wenn es seltsam ist. Sie beschließt, zum Nachbarn zu gehen, um ihn zu fragen, ob es bei ihm auch so ist.
Sie schnappt sich ihren Schlüssel und geht über den Flur zur nächsten Wohnung. Als sie gerade bei ihm klingeln will, fällt ihr auf, dass seine Tür nur angelehnt ist. Sie stößt sie ganz auf und ruft: „Hallo, ist jemand zu Hause?“ Niemand antwortet ihr. Sie sieht in den Zimmern nach, doch der Nachbar ist nicht da. Ob er vergessen hat, seine Tür zu schließen, als er die Wohnung verließ?
Sie weiß nicht warum, aber sie beschließt, bei einigen Leuten im Haus zu klingeln. Da der Fahrstuhl nicht funktioniert, nimmt sie die Treppe. Im ersten Stock fällt ihr auf, dass auch dort die Türen nicht ganz geschlossen sind. Ihr Herz klopft schnell, als sie durch die leeren Zimmer geht und sie wird das Gefühl nicht los, dass es im ganzen Haus so sein wird.
Als sie später zurück in ihre Wohnung kommt, ist ihr bewusst, dass letzte Nacht, während sie schlief, irgendetwas passiert sein muss.
Und nicht nur hier in ihrem Haus, sondern in ganz Berlin, vielleicht auch auf der ganzen Welt, geht ihr durch den Kopf.
Wo sind die Menschen alle hin? Warum ist sie noch hier? Ist sie in Gefahr?
Draußen regnet es immer noch und es sieht nicht so aus, als ob es so bald damit aufhört.
Sie beschließt, erst mal etwas zu essen, und dann wird sie weiter sehen. Während sie ihre Brotschnitten belegt, kommt ihr der Gedanke, dass sie auch in anderen Häusern nachsehen sollte, und sie braucht einen Ort, wo sie sich einen besseren Überblick verschaffen kann.
Zwar graut ihr davor, etliche Stockwerke hochzuklettern, aber es muss sein. Sobald der Regen aufhört, wird sie sich auf den Weg machen.
Und so sitzt sie an ihrem Küchentisch und guckt aus dem Fenster. Es regnet immer noch.
Stunden später geht sie wieder in das Bett und denkt, dann mache ich das morgen früh.
Sie schläft trotz allem schnell ein und wird Stunden später wach. Ein Geräusch hat sie geweckt. Sie kann es nicht glauben, als sie Stimmen hört, das Brummen von fahrenden Autos, laute Musik. Sie springt aus dem Bett und sieht in ihrem Kühlschrank. Er ist leer und sie denkt, dass sie noch einkaufen muss, wenn sie heute noch etwas essen will. Vorsichtshalber ruft sie eine Freundin an. Doch die ist nicht da und ihr AB meldet sich.
Dann muss sie lachen. Was für ein abgefahrener Traum.