Ich habe eine alte Geschichte gefunden, die vor zehn Jahren wirklich passiert ist.
Hündin Dora, 70 cm Schulterhöhe, 43 kg, schwarzes Fell.
Hund Freddy, 9 kg, 32 cm Schulterhöhe, hellbraunes Fell und Kulleraugen.
Sylvester? Nicht mein Ding. Und meine Hündin Dora mag es auch nicht. Da hat sie Schiss, wenn dann draußen gegrölt und geknallt wird. Dann wird sie ganz unruhig und grummelt in Freddys Hundehütt vor sich hin.
Ja, Hütte! Ich habe vor zehn Jahren eine Transportkiste für Freddy gekauft, damit er sicher verstaut ist, wenn ich nicht da bin. Gut, das Freddyken passt da 3x rein, aber dass Dora da rein geht und sich auch noch drin umdrehen kann, das hätte ich nicht gedacht. Man, ist diese Dame gelenkig.
Was der Anlass für das teure Teil war?
Ich saß damals so gemütlich in meiner Küche rum und habe...? Tja, das weiß ich nicht mehr. Auf einmal brüllte Freddy das ganze Haus zusammen. Das kann er gut- Brüllen, wenn es gefährlich wird.
Und an dem Tag war es gefährlich für ihn. LEBENSGEFÄHRLICH!
Sein kleiner Kopf steckte bei Dora im Maul fest. Mir war schon klar, dass er das nicht aus Langeweile mal ausprobieren wollte? Zugegeben, er steckt seinen Rüssel gerne in fremde Dinge. Ich glaube aber kaum, dass ein großes Hundemaul mit vielen scharfen Zähnen dazu gehört.
Vielleicht wollte Dora mal ausprobieren, wie Freddys so schmecken?
Nein, das glaubte ich auch nicht. Mal ganz ehrlich? Die Situation war für Freddy bedrohlich.
Dora hatte ich zu dem Zeitpunkt 14 Tage, da war sie etwas über zwei Jahre alt. Ihr alter Besitzer hat sich einen neuen Hund gekauft. Und ihre Macken wurden verschwiegen.
Und sie war gerade sehr mies drauf. Was sie im Maul hatte, wollte sie auf keinen Fall wieder hergeben. Was nun? Freddys Geschreie hat sie nur noch mehr angestachelt. Ich kannte dieses Tier noch nicht so gut und doch musste ich eingreifen.
Also habe ich mich auf den Boden geschmissen und versucht, ihr Maul aufzubekommen. Sie wollte ihre Beute nicht hergeben. Sie sah in dem Moment in mir eine Rivalin. Aber sie war mein Hund! Also musste ich mich trotz ihrem Knurren durchsetzen. Immerhin hatte sie ja noch Freddy im Rachen. Ich mir ihren Unter- und Oberkiefer gegriffen und versucht, ihr Maul zu öffnen.
Schon mal Tauziehen gemacht mit einem Elefanten? Es steckte eine Kraft in ihrem Kiefer und die ganze Zeit schrie Freddy wie am Spieß. So lange wie er das noch konnte, stand es gut um seine Überlebenschance. Ich musste meine ganze Kraft aufbieten, um dieses verflixte Hundemaul zu öffnen. Kraft, die ich eigentlich nicht hatte. Aber es ging wirklich um Leben und Tod.
Irgendwie habe ich es geschafft und Freddys Kopf befreit. Aber damit war es nicht vorbei. Dora war nicht begeistert davon. Freddy hat weiter gebrüllt, die Augen verdreht. Ich lag immer noch am Boden.
Schiebetüren waren da Freddys Rettung. Ich habe ihn in die Küche geschoben, Tür zu. Immerhin musste ihn noch vor Dora schützen. Der kleine Kerl stand total unter Schock. Dora hatte damals schon schöne weiße und vor allen große Zähne. Sie hat sie mir hemmungslos alle gezeigt. Aber es war mein Hund!
Und dann wurde ich fürchterlich sauer und habe sie angeschnauzt: „Du drohst mir? Man beißt nicht die Person, die einen füttert."
Ob sie das kapiert hat? Auf jeden Fall war sie wieder auf Null und hat nicht verstanden, dass ich böse mit ihr war. Ich habe sie ins Wohnzimmer gesperrt.
Dann bin ich zu Freddy in die Küche gekrochen. Er wollte erst nicht zu mir kommen. Der arme Kerl hat immer noch am ganzen Leib gezittert und dann war da noch das viele Blut, im Flur, in der Küche. Er hat lange Haare, auch im Gesicht. Mir blieb nichts anderes übrig, als die Schere zu nehmen und alle Haare im Gesicht radikal zu kürzen. Drei Eckzähne waren tief im Kopf gewesen. Man konnte richtige Löcher sehen. Erst fast in Doras Bauch gelandet und dann bekommt man auch noch einen hässlichen Haarschnitt verpasst.
Freddy wollte 14 Tage nicht zusammen mit Dora Gassi gehen. Das war blöd für mich. War ich froh, als er wieder langsam Vertrauen zu Dora fasste. Die Hütte war wichtig für ihn. Für mich auch. So konnte ich sicher sein, dass er noch lebt, wenn ich vom Einkaufen zurückkam. Es ist später noch zwei Mal passiert, dass Dora über Freddy herfiel.
Nie wieder einen gebrauchten Hund! Aber dies sind eh meine letzen Hunde.
Jeder andere hätte damals diesen Hund ins Tierheim gebracht. Ich bin nicht so. Wie Freddy bei ihr im Maul war, hätten auch viele einfach die Whg. verlassen, in der Hoffnung, das regelt sich von alleine.
Und heute sind beide über zwölf Jahre alt.