17. August 2015
M. L. Giesen
Ach ja, heute bin ich etwas, wie soll ich es sagen. Dabei habe ich meinen ersten Teil Kriegertränen immer und immer wieder überprüft und doch etwas übersehen. Ich bekam heute einen Anruf von einem Bekannten, der gerade mein Buch liest.
Gut, es tut der Geschichte keinen Abbruch.
Und doch stört mich das. Ich weiß, dass ich nicht perfekt bin. Nur, wie konnte ich das übersehen? Nicht nur ich, obwohl die Verantwortung bei mir alleine liegt.
Gut, damit muss ich jetzt leben.
Nein, es ist kein Trost, dass bei den großen bekannten Autoren auch übersehende Fehler in den Büchern sind, trotz Lektor. Vielleicht doch ganz gut, dass jemand den zweiten Teil durchsieht, der ihn nicht kennt.
Hier kommt der Rest vom Kater Teddy.
Halte doch endlich mal die Klappe. Wie soll ich denn bei diesem unnützen Geschwafel meine vielen Jobs aufzählen, ohne dass ich einen vergesse.
Nein, ich bin noch nicht senil, und die Alzheimer bekommen nur Dosenöffner.
Was, du öffnest keine Dosen? Ich muss schon sagen, hast du ein Schwein.
Ruhe jetzt, ich will heute noch zu Potte kommen.
Im Flur bin ich der Türsteher. Das ist nicht so einfach, wie es sich jetzt für dich anhört.
Ich achte darauf, dass keine Idioten die Wohnung betreten. Leider klappt das nicht immer so, wie ich es gerne hätte. Diese beiden felligen Hinternkriecher sind nicht die einzigen. Öfters am Tag verlassen sie die Bude und es macht mich irre, dass ich nicht weiß, was sie außerhalb meines Reiches so treiben. Es ist schon schlimm genug, dass sie ab und zu Freunde mitbringen. Freunde, die laut sind, sich überall breitmachen und mir das Fell vom Kopf fressen. Du glaubst doch wohl nicht im Ernst, dass die sich mit Wasser zufriedengeben.
Was grummelst du da? Natürlich sind wir Katzen die wahren Herrscher über den Dosenöffner, nicht diese dummen Köter.
Einmal kamen sie in Massen, weil die Fledermaus Mandy unbedingt ihren Geburtstag feiern musste. Und ihre Zweibeiner brachten sie auch noch mit. Da verschwand all das schöne Essen in ihren Futterluken.
Hast du jemals davon gehört, dass Katzen ihren Geburtstag feiern? Ach, vergesse es, wer würde denn kommen?
Ich sagte ja schon, als Türsteher hat man es nicht leicht, wenn man nicht ernst genommen wird.
Da machte der Beruf des Mehrteilers mir viel mehr Spaß. Kennst du nicht? Das war mir klar, deswegen bin ich ja auch ein Kater.
Nein, du kannst so etwas nicht ausüben. Was, du suchst einen Job? Tja, das ist dann dein Pech, nicht meines.
Was soll das denn jetzt heißen, von wegen, ich wäre eine egoistische Ratte? Ich bin der schönste und intelligenteste Kater, den du jemals getroffen hast.
Wie, du fühlst dich jetzt geehrt? Werde jetzt bloß nicht komisch.
Wo war ich eigentlich? Ach ja, der Job des Mehrteilers. Hast du dir schon mal Gedanken darüber gemacht, wie ein Schnürsenkel sich fühlt?
Das weißt du nicht, das war mir klar.
Ist doch eigentlich logisch, er fühlt sich einsam. Immerhin hängt er da an diesem Schuh und kann sich keine Freunde suchen. Das ist doch ungerecht, findest du nicht auch? Wie guckst du denn jetzt?
Da habe ich mir gedacht, so einer armen einsamen Sau muss man doch helfen. Die Lösung ist ganz einfach. Da ein Schnürsenkel keinen Schmerz fühlt, …
Wie, du willst wissen, woher ich das weiß?
Ich weiß es eben. Na gut, ich habe ihn angeknabbert, und er hat nicht Aua gebrüllt. Um ganz ehrlich zu sein, er hat gar nichts gesagt. Da habe ich es mir zur Aufgabe gemacht, alle Schnürsenkel, die meine Wohnung betraten, zu therapieren. Ich gab ihnen das Gefühl, dass sie nicht alleine sind, indem ich aus einem Schnürsenkel mehrere machte.
Dass die Zweibeiner ihre Schuhe im Flur ließen, machte mir meine Aufgabe leichter.
Nein, diese seltsamen Zweibeiner waren nicht glücklich darüber, sie haben mich boykottiert, indem sie ihre Schnürsenkel zusammen geknotet haben.
Irgendwann haben sie ihre Schuhe oben auf dem Schrank gestellt, der im Flur stand. Als ob mich das von meiner Aufgabe abhalten konnte. Natürlich kann ich nicht fliegen, aber klettern, du Dussel. Was, ich bin jetzt nicht nett?
Der nächste Job barg eine gewisse Gefahr und dies gab ihm einen Hauch von Abenteuer. Wusstest du, dass Dosenöffner stundenlang mit so einem Apparat quatschen können? Das kann einem ganz schön auf die Nüsse gehen.
Ja, nerv jetzt nicht, ich weiß auch, dass der Tierarzt mir die in jungen Jahren geklaut hat. Mein dritter Job heißt Durchtrenner.
Nein, komm mir jetzt nicht mit dieser Tour.
Dies hat nichts damit zu tun, was ein Tierarzt so macht. Ich trenne etwas durch, aber ich werfe anschließend nichts weg, Alles klar? Wie, du verstehst das nicht?
Ich habe mit zwei Bissen die Leitung zu diesem Quatscheapparat unterbrochen.
Ich weiß auch, dass dies bei einem anderen Kabel keine gute Idee gewesen ist. Aber das war mir erst nach dem 240 Volt klar gewesen, die durch meinen durchtrainierten Körper jagten. Ich bin in fünf Richtungen gleichzeitig unterwegs gewesen und ich konnte in dem Moment so hoch singen, da wäre Manowar echt neidisch geworden. Da sieht man mal wieder, ein Metaller ist hart im Nehmen.
Leider hat meine Dosenöffnerin danach alle Kabel eingewickelt und versteckt. Und der Quatscheapparat bekam ein neues Kabel.
Vorkoster hat auch viel mehr Spaß gemacht und ich war da sehr experimentierfreudig.
Ob Gurke oder Kartoffeln, Ananas und Brot, Käse, Kekse und Kuchen, ich habe alles probiert. Nur für die Zwiebeln hielt sich meine Futterbegeisterung in Grenzen.
Einen Nebenjob hatte ich auch, den man nur in der Nacht ausüben konnte. Ich war auch ein Programmierer und ich würde sagen, das war der schwierigste Job gewesen. Immerhin wurde da eine große Verantwortung auf mich abgewälzt.
Manchmal kamen mitten in der Nacht tolle Filme, aber da schlief meine Dosenöffnerin schon. Sie hat einfach eine Kassette in den Videorekorder geschmissen und ist dann in das Bett gegangen.
Meine Aufgabe bestand darin, zu überprüfen, dass alles seine Richtigkeit hat. Na, da kommt Freude auf, so ohne Bedienungsanleitung. Die lag irgendwo eingestaubt in der Schublade und langweilte sich.
So habe ich auf den Tasten eingepfotet, in der Hoffnung, dass schon der richtige Knopf dabei ist. Aber es machte mir auch Spaß, dass ich diesen Videorekorder voll im Griff hatte. Du hättest mal sehen sollen, wie schnell meine Pfote über die Tastatur hüpfte. Und dann diese Geräusche dabei, sch, klack, sch, sch, klack, klack.
Aber leider hatte ich diesen Job nicht lange und das nur, weil ich den falschen Film aufgenommen habe.
So, da ist die Tür, war nett, dass du hier warst, man sieht sich, tschüss.
Wenn du es so siehst, ja, ich schmeiße dich jetzt raus. So schnell kommt man zu einem neuen Job, Rausschmeißer.